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aus "LOS-GESCHICHTEN"

LOS-Geschichten

Copyright Verlag für Kurzes, 2011

"BEDEUTUNGSLOS"
Ankommen an einem fremden Ort. Dableiben für drei Tage. Ruhe und Entspannung suchen. Mit der Vermieterin Kaffee trinken, sich das Zimmer zeigen lassen, freundlich sein und hoffen, bald allein gelassen zu werden. Der Mann kommt von der Arbeit zurück, erfreut, einen Gast, einen unerwarteten, vorzufinden. Das Lächeln in einem Gesicht voller Leben und Verlangen. Eine Hofbesichtigung, auf seinen Vorschlag, zu dritt. Schön, sehr schön. Was er alles gemacht hat, selber. Ein Mann. Auf den Dachboden klettern, zu zweit, seine Frau bleibt unten, sie will sauber machen und sich an solch abenteuerlichen Kindereien nicht beteiligen. An ihm vorbei gehen, "hier war vorher die Heizung drinnen", bemerken, wie er im Türrahmen stehen bleibt, zufällig? Die Blicke spüren im Rücken, sich vorstellen, was er wohl sehen mag, die Aufregung, sich umdrehen, an ihm vorbei gehen, ganz nah, weil er nicht weicht.

Sich nichts dabei denken, als er den Pullover auszieht, "warm hier oben", nur im Unterhemd, gerippt, neben ihr den Dachboden abschreitet, den Oberkörper reckt und sich auf den Holzbock schwingt, ganz lässig, als wäre er noch ein Jüngling mit seinen 50 Jahren. Seine Attraktivität austesten. Etwas fachsimpeln, die Zeit strecken, beide, doch nichts weiter, unten wartet die Frau, sie ruft schon, also den Rückweg antreten, der Pullover wird wieder angezogen, verschämt, die Leiter hinunter, ein kurzes Händedrücken, sehr kurz, zu kurz, es könnte gefährlich werden. Von der Frau ins Gespräch verwickelt werden, sich aus den Augen verlieren, nicht mehr dran denken, bis die Tür so offen steht von dem Haus gegenüber auf dem Hof, das zur Zeit unbewohnt ist. Er muss da drin sein. Hingehen, schleichend, verdächtig, in Ahnung dessen, was da drinnen geschehen könnte, die Gelegenheit packen, an der Türschwelle zögern. "Komm rein", ruft es. "Ich bin's." ...
Auszug aus "SCHWERELOS"
Der Platz war groß, sehr groß. Martha reckte ihre Arme, streckte sie nach außen, so weit es nur ging, und fing an, sich zu drehen. Ganz vorsichtig setzte sie einen Fuß über den anderen. Sie war aus der Übung. Was musste man tun, dass man nicht schwindlig wird? Einen Punkt fixieren, ja. Aber wo in dieser Weite des Platzes und des Himmels konnte sie ihre Augen festhalten? Sie drehte sich weiter. Das Tempo wurde schneller, ganz von selber. Es drehte sie. Auf die Hand blicken, sagte sie sich, blick in deine Handfläche, dann wird dir nicht schwindlig. Sie drehte immer schneller und schneller. Die Haare flatterten und der Rock hob sich von ihren Schenkeln ab. Die Welt um sie herum war ein Flirren von Farben und Formen.
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